Habt Ihr Euch auch schon einmal die Frage gestellt: Was um Himmels Willen soll ich denn nun eigentlich essen? Nicht etwa, weil der Kühlschrank leer ist, sondern weil Essen ganz schön anstrengend sein kann. Zumindest wenn man versucht, es allen Weisheiten, Gesundheitsratgebern und (Pseudo-)Experten recht zu machen. Dabei kann es so simpel sein: Einfach auf Oma hören.
Immer auf die Antioxidantien achten! Dabei aber bloß die Omega-3-Fettsäuren nicht vergessen… Ja, Margarine war mal Wundermittel, ist jetzt aber wieder böse. Wie gut, dass es low fat Milchprodukte auch von glücklichen Bio-Kühen gibt. Stopp, abends keine Kohlenhydrate! Dafür morgens wie ein König frühstücken… Oder zum Start in den erfolgreichen Tag vielleicht doch nur Ingwerwasser für die ayurvedische Körperspülung?!
Zum Glück hat der US-amerikanische Journalist Michael Pollan sich die Zeit genommen, all die umhergeisternden Regeln und Mythen rund ums Essen auf Herz und Nieren zu prüfen. Nach ausführlicher Recherche blieben genau 83 „Goldene Regeln für gesunde Ernährung“ übrig, die er in seinem Buch „Essen Sie nichts, was Ihre Großmutter nicht als Essen erkannt hätte“ vorstellt. Er plädiert für einen entspannten, wenn auch vernünftigen Umgang mit dem, was wir unserem Körper tagtäglich zuführen. Und vor allem geht es ihm um den Genuss.
Oberstes Gebot: „Essen Sie Lebens-Mittel!“ Scheint logisch, aber bei all den Dosen, Tuben und Convenience-Produkten, die sich in handelsüblichen Supermärkten tummeln, sollte man durchaus ab und an innehalten und fragen: ist das eigentlich noch Essen? Oder nur eine hochgradig verarbeitete, „nahrungsähnliche Substanz“? Hier sind zwei Regeln zu Anfang des Buches besonders hilfreich: „Meiden Sie Nahrungsmittel, die mehr als fünf Zutaten enthalten.“ Und „Meiden Sie Produkte mit Zutaten, die ein Drittklässler nicht aussprechen kann.“ Außerdem sollte generell mit Skepsis genossen werden, was in Fabriken übers Band lief: „Essen Sie nur Lebensmittel, die von Menschen zubereitet wurden.“
Viele der Regeln machen sofort Sinn, einige lassen einen schmunzeln. Zum Beispiel: „Was durch das Fenster Ihres Autos zu Ihnen gelangt, ist kein Lebensmittel.“ Oder: „Was in allen Sprachen denselben Namen hat, ist kein Lebensmittel. (Denken Sie an Big Mac, Mars oder Pringles.)“
Alle Leitsätze sind leicht verständlich formuliert und meist auch easy umsetzbar. Gut, nicht jeder hat einen Garten, aber selbst in Großstädten bieten immer mehr Gemeinschaftsprojekte und Garden Guerilla-Aktionen die Möglichkeit, eigenes Gemüse anzubauen. Der Autor will auch kein allumfassendes Manifest liefern, an das man sich sklavisch zu halten hat, sondern zum Nachdenken anregen und Tipps für einen bewussten Umgang mit Essen geben. Das schafft er auf unterhaltsame und gleichzeitig informative Weise, ohne belehrend zu wirken.
Die Illustrationen von Maira Kalman tragen ihren Teil dazu bei, das kleine Regelwerk bunt und abwechslungsreich zu machen. So sollten auch unsere Mahlzeiten aussehen! Allerdings nur, wenn die Farbe auch drin ist, wo sie reingehört. Denn: „Essen Sie kein Müsli, das die Farbe der Milch verändert!“